Rheinhessen
Wenn
Mosel-Saar-Ruwer bekannt ist für deutschen Riesling von außerordentlicher Qualität, so steht das Gebiet
Rheinhessen dagegen im internationalen Vergleich leider recht traurig dar. Es sind insbesondere drei verschiedene Bezeichnungen, die für Weine aus Rheinhessen vergeben werden und die leider einen nicht unwesentlichen Anteil
daran haben, den schlechten Ruf deutscher Weine in der ganzen Welt zu verbreiten.
Diese drei Bezeichnungen sind Liebfrauenmilch, Oppenheimer Krötenbrunnen und Niersteiner Gutes Domtal. Wer diese Namen
auch als Laie schon einmal gelesen hat wird sie leicht auf ihren typischen Vertriebsweg zurückführen können – den Supermarkt.
Auch wenn Weinkenner es natürlich eine Unsitte empfinden, einen Wein über diese Quelle zu beziehen so muss ein im Supermarkt gekaufter Wein doch nicht unbedingt ein
Garant für eine mindere Qualität sein. So verhält es sich eigentlich auch mit diesen drei Weinsorten.
Sie sind nicht unbedingt wirklich schlecht, doch überzeugen sie Weinkenner nur selten; ihre vornehmende Eigenart, die ihnen viele Weinfreunde jedoch verübeln ist ihre
große Bekanntheit, da sie den Namen Rheinhessen und Deutschland über diesen Weg transportieren, dabei aber selbst neben einer starken Süße nur wenig Charakter mit sich bringen.
Nicht ganz umsonst genießt
süßer Wein einen eher mittelmäßigen Ruf, da es leichter ist, einen süßen Wein schnell herzustellen und er eben über diese Süße nur wenig
Charakter transportieren muss. Leider ist es daher noch immer üblich, dass die drei “großen” Weine Rheinhessens einen eher mangelhaften Charakter nicht nur in viele Supermärkte, sondern gleichzeitig auch noch in viele Teile der
Welt transportiere.
Rheinhessen hat unter diese Entwicklung unzweifelhaft gelitten, und dies nicht erst in den letzten Jahren. Ursprünglich basiert die Popularität der drei Weine aus
Rheinhessen nämlich auf der Tatsache, dass aus den besten
Lagen der drei Orte wirklich exzellente und hochwertige Weine stammen, die mit der mittleren Qualität der oftmals unter dieser Bezeichnung verbreiteten Weine nur wenig
gemein haben.
Rheinhessen als Weinanbaugebiet zeichnet sich durch einen sehr differenzierten Charakter aus, der nicht nur auf die Größe dieses größten deutschen Weinbaugebiets
zurückzuführen ist. Die Unterschiede in Klima, Bodenstruktur und Lage sind hier oft derart ausgeprägt, dass man sich kaum wenige hundert Meter bewegen muss um vom Gut eines außergewöhnlichen Weines in ein echt mittelmäßiges
Gebiet zu wechseln.
Doch Rheinhessen hat eine Menge mehr zu bieten als nur das Gebiet zwischen Oppenheim und Nackenheim, das einen so
exzellenten und gleichzeitig zweifelhaften Ruf hat. Es erscheint jedoch unmöglich, das größte Weinbaugebiet in Deutschland als Einheit zu erfassen.